Aktuell

Wald in der Krise - Handeln für die Zukunft

Jugendumweltverbände fordern bei Gipfeltreffen den konsequenten Schutz unserer Wälder

Sebnitz, 30. Oktober 2024: Heute treffen sich deutsche Jugendumweltverbände in der Sächsischen Schweiz zu einem Gipfeltreffen. Gemeinsam sprechen die Jugend des Deutschen Alpenvereins (JDAV), die Jugend im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUNDjugend) und die Deutsche Wanderjugend (DWJ) für mehr als eine halbe Million junger Menschen und fordern von der Politik endlich konsequenten Waldschutz für heutige und zukünftige Generationen.

Die Wälder, einst große Klimaschützer, sind in akuter Gefahr. Trockenheit, Stürme und Schädlingsbefall haben dazu geführt, dass die Wälder heutzutage in einem desaströsen Zustand sind. Sie sind nicht mehr im nötigen Maße in der Lage, Kohlenstoff zu speichern. Die aktuelle Bundeswaldinventur zeichnet ein dramatisches Bild: Was früher als Kohlenstoffsenke fungierte, ist heute eine Kohlenstoffquelle – der Wald gibt seit 2017 mehr Kohlenstoff ab, als er aufnimmt. „Obwohl jahrzehntelanger konsequenter Waldumbau in einigen Regionen erste messbare Erfolge zeigt, gerät das grüne Herz unseres Landes aus dem Takt“ so Annika Quantz von der Jugend des Deutschen Alpenvereins.

Zusätzliche Schäden durch die Klimakrise machen sich in allen Regionen bemerkbar, so zum Beispiel auch in der Sächsischen Schweiz: Flächen sterben ab, Bäume vertrocknen, und der Verlust an Biomasse übersteigt den Zuwachs. Das bietet besten Nährboden für Waldbrände, die Teile des sächsischen und böhmischen Waldes zerstört haben und damit die Klimakrise weiter befeuern. Die Wälder, die einst als ein Baustein in der Schutzmauer gegen die Klimakrise dienten, drohen nun, diesen noch zu verstärken. Karola Knuth von der BUNDjugend erklärt: „Für kommende Generationen hat die Entwicklung des Waldes verheerende Folgen: Die Luftqualität verschlechtert sich, Wasserreservoirs gehen verloren, Naturkatastrophen werden häufiger und unzählige Tier- und Pflanzenarten verlieren ihren Lebensraum. Was heute schon sichtbar ist, wird morgen zur unausweichlichen Realität.“

Die Zeit des Zögerns ist vorbei. Wir müssen jetzt entschlossen, gemeinsam handeln. Wir brauchen sofortige Maßnahmen: eine radikale Wende hin zu nachhaltiger und dadurch ökologischer und klimafreundlicher Forstwirtschaft, gezielte Aufforstungen mit klimaresistenten Baumarten und einen umfassenden Schutz der Wälder vor weiteren Zerstörungen. Ludwig Lang von der Deutschen Wanderjugend stellt unmissverständlich klar: „Das Schicksal unserer Wälder liegt in unseren Händen, und damit die Zukunft aller kommenden Generationen. Jeder weitere Moment des Stillstands ist ein Schritt in die falsche Richtung – es ist an der Zeit, den Kurs zu ändern, bevor es endgültig zu spät ist.“

Das Bündnis aus JDAV, BUNDjugend und DWJ fordert gemeinsam von der Politik, vor allem auf Landes- und Bundesebene, Behörden und Waldbesitzenden:

• Nachhaltige Waldwirtschaft
Wälder müssen ökologisch und nachhaltig in regionalen Wertschöpfungskreisläufen bewirtschaftet werden, um langfristig alle Waldfunktionen erfüllen zu können, insbesondere die Funktionen für den Artenschutz und als Kohlenstoff-Senke. Daher müssen artenreiche Mischwälder gefördert werden, um die Widerstandsfähigkeit der Wälder gegenüber den Auswirkungen der Klimakrise zu stärken. Monokulturen hingegen sind zu vermeiden, aufzulichten und in struktur- und artenreiche Wälder zu überführen.  Nachhaltige Waldbewirtschaftung auf privaten und kommunalen Flächen muss durch ausreichend ausgestattete Förderprogramme unterstützt werden.

• Waldpflege und Anpassung an die Klimakrise
Wälder müssen gezielt auf die Herausforderungen der Klimakrise vorbereitet werden. Dies umfasst Maßnahmen wie den Erhalt alter Wälder, die Aufforstung mit klimaresistenten Baumarten und die Förderung einer möglichst vielfältigen Naturverjüngung.  Die Waldverjüngung darf hierbei nicht durch überhöhte Wildbestände gefährdet werden. Durch waldfreundliches Wildtiermanagement müssen junge Bäume eine Chance haben, sich natürlich zu entwickeln, damit sich der Wald sich selbst verjüngen kann.
 
• Renaturierung und Vernetzung von Schutzgebieten
Wir erwarten von der Raumplanung und der Politik, neue, naturnahe, vielfältige und standortangepasste (Wald)-Schutzgebiete zu entwickeln, welche partizipativ mit der lokalen Bevölkerung gestaltet werden. Zudem müssen bestehende Lebensräume vernetzt werden, um Wanderkorridore für Wildtiere zu erhalten und die Resilienz der Wälder zu stärken. Wir unterstützen ausdrücklich das Ziel der Bundesregierung, 5% der Waldfläche als Wildnisgebiete auszuweisen.

• Schutz der Biodiversität
Wälder sind nicht nur Kohlenstoff-Speicher, sondern auch entscheidend für die Biodiversität. Dabei geht es neben der Vielfalt von Flora und Fauna auch um die Vielfalt von Lebensräumen wie Moore in Wäldern und um deren genetische Vielfalt. Hierbei spielt das Zulassen aller Sukzessionsstadien, sowie die Belassung von Totholz und Aas eine große Rolle. Darüber hinaus muss auch die Vielfalt von Böden und deren Lebewesen im Wald stärker als bisher erforscht und geschützt werden. Um bestehende Wälder zu schützen, müssen geplante Rodungen für Infrastrukturprojekte überprüft werden.

• Wald und Erholung
Auch für die Erholung und Gesundheit sind intakte, naturnahe Wälder von sehr großer Bedeutung. Wichtig ist dabei, dass eine natur- und landschaftsverträgliche Erholung durch das allgemeine Betretungsrecht weiterhin möglich ist. Um für eine schonende Nutzung des Waldes zu sensibilisieren, muss Bildung für Nachhaltige Entwicklung, insbesondere Wald- und Wildnispädagogik, gestärkt und verstetigt werden.


Für weitere Informationen stehen Ihnen folgende Personen der jeweiligen Verbände zur Verfügung.

Kontakt:

JDAV:
Daniel Sautter, JDAV Geschäftsführer
daniel.sautter(at)alpenverein.de, Tel. +49/89/14003-590

BUNDjugend:
Moritz Tapp, Bundesvorstand
moritz.tapp(at)bundjugend.de, Tel. +49/1605309598

Deutsche Wanderjugend:
Torsten Flader, DWJ Geschäftsführer
torsten.flader(at)wanderjugend.de, Tel. 0561/400498-3

Die Jugend des Deutschen Alpenvereins (JDAV) ist die Jugendorganisation des Deutschen Alpenvereins (DAV) und vertritt rund 383.000 junge Menschen in den 355 bundesweiten Sektionen.

Die BUNDjugend vertritt als Jugendorganisation des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) etwa 84.000 junge Menschen und bietet ihnen eine Plattform für klima- und umweltpolitisches Engagement.

Die Deutsche Wanderjugend (DWJ), die Jugendorganisation des Deutschen Wanderverbandes (DWV), repräsentiert etwa 100.000 junge Menschen in den ca. 3000 bundesweiten Ortsgruppen.